ACHTUNG, gefährliche Haustiere?

Am 29.11.2016 sendeten die ARD-Sender WDR, SWR und ARD-Alpha in der Reihe „Planet Wissen“ ein einstündiges Magazin zum Thema „Achtung, gefährliche Haustiere“. Hier der link zur Sendung:

http://www.planet-wissen.de/video-achtung-gefaehrliche-haustiere-100.html

So lautete jedenfalls der Titel, und so wurde es im Teaser-Filmchen auch angekündigt.
Danach begrüßte Moderator Jo Hiller als ersten Studiogast die Terrarianerin und Zoofachhändlerin Nina Freitag, deren – durchaus vorbildliche – Terrarienanlage in einem Einspielfilm vorgeführt wurde. Das war durchaus informativ, einzig: Kein einziges gefährliches Haustier war zu sehen. Denn Frau Freitag hält offenkundig ausschließlich harmlose Terrarientiere: Bartagamen, Königspythons, Eierschlangen. Die beiden „gefährlichsten“ Tiere, die gezeigt wurden, waren eine Riesenvogelspinne und Riesenskorpion – beides Arten mit dem Bedrohungspotenzial einer Biene und unterhalb eines mittelgroßen Hundes oder einer Katze. Das wäre ja nicht weiter problematisch gewesen, wenn nicht der Kommentar (und die dramatisierenden Soundeffekte) in einem fort den Eindruck vermittelt hätten, dass es sich eben tatsächlich um gefährliche Tiere handelt. So wurde gleich zu Beginn ein völlig verzerrter Eindruck erzeugt.

Leider krankte auch die weitere Sendung an genau dieser Unschärfe. Man hatte, auch bei allen folgenden Gesprächen, den Eindruck, dass der Moderator so schlecht vorbereitet war, dass er selbst einfach den Unterschied zwischen harmlosen Terrarientieren und tatsächlich gefährlichen Tieren schlicht nicht kannte. Für ihn schien einfach jede Schlange gefährlich zu sein. Er sprach die ganze Zeit mit Frau Freitag so, als habe diese gefährliche Tiere, und die unterließ es leider, dem deutlich zu widersprechen. Ein exotisches Tier ist aber nicht gleich ein gefährliches Tier. So dürften sich nach dieser Sendung womöglich zahlreiche ganz normale Terrarianer, die harmlose Tiere wie Bartagamen oder Königspythons pflegen, von ihren Nachbarn oder Kollegen plötzlich der Frage ausgesetzt sehen, warum sie denn so gefährliche Tiere zu Hause pflegen. Diese mangelnde Trennschärfe zog sich durch die gesamten 60 Minuten. In einem Beitrag, der die Rechtslage zur Gefahrtierhaltung in den Bundesländern darstellte, wurden als Hintergrundbilder dauernd harmlose Königspythons verwendet, obschon die nirgendwo als „gefährliche Tiere“ gelten. Auf dem Höhepunkt der Verwirrung befand sich die Konfusion, als Jo Hiller Nina Freitag fragte, was sie denn mache, wenn durch das geplante Gefahrtiergesetz in NRW ihre Tierhaltung dann verboten würde. Allerdings wäre auch nach den bislang vorgelegten Entwürfen des Gefahrtiergesetzes in NRW wohl keines ihrer Tiere davon betroffen, weshalb die Diskussion etwas ziemlich Absurdes hatte.

Auch an anderen Stellen kam es zu solchen Vermischungen: Bei der Debatte um die Gefahr Dritter durch entkommene gefährliche Tiere wurde nicht nur die seit zehn Jahren ausdauernd gezeigte und mittlerweile schon fast zur Folklore gehörende „Mühlheimer Kobra“ präsentiert, sondern wiederum ein Königspython und eine eher kleine Boa, die allerdings trotz gegenteiligen Filmbeweises als „riesig“ angekündigt wurde. So verantwortungslos es ohne jede Frage ist, wenn Haustiere – egal welcher Art! – ausgesetzt werden, so wenig hat ein im Freien herumkriechender Königspython etwas mit „gefährlichen Tieren“ oder der Frage nach einer Fremdgefährdung unbeteiligter Menschen zu tun – es sei denn, durch Sendungen dieser Art werden die Leute so hysterisch, dass sie vor lauter Schreck über die harmlose Schlange zu Schaden kommen.
Ähnlich kunterbunt durcheinander ging es beim Thema geschützte Arten: Nachdem mit den exorbitanten Preisen, die für geschmuggelte Tiger oder Orang-Utans (allerdings wohl kaum für die private Haustierhaltung in Deutschland) Stimmung gemacht wurde, traten dann plötzlich Tiere wie Grüne Leguane oder Madagaskar-Taggeckos im Beitrag auf, die zwar geschützt sind, aber problemlos und legal bei uns gehalten werden, weil sie in großen Stückzahlen nachgezüchtet werden.
Ärgerlich waren Falsch-Informationen, die von Tierschützern einmal mehr ins Spiel gebracht wurden. So war als zweiter Gast der Tierarzt Dr. Ralf Unna vom Landestierschutzbund NRW im Studio, der erst einmal – allerdings durch eine wohl eher ungeschickte Formulierung – den Eindruck erweckte, Terrarientiere, die zu Tierbörsen gebracht würden, überleben diesen Ausflug zu 50 % gar nicht: „Die Hälfte kommt nur an, die andere verstirbt auf dem Transport“. Das ist natürlich Unsinn, auf dem Transport von und zu Börsen verstirbt normalerweise kein einziges Tier. Das weiß natürlich auch Unna, an späterer Stelle in der Sendung wurde deutlich, was er wohl sagen wollte: Dass von Wildfängen jedes zweite Tier oder gar zwei von drei Tieren auf dem Transport versterben. Das stimmt allerdings auch nicht. Derartige Zahlen geistern immer wieder durch die Argumentationen von Tierhaltungsgegnern – nur entbehren sie jeder Grundlage, jedem Erfahrungswert und auch jeder wirtschaftlichen Vernunft, denn natürlich wäre ein Handel auf einer solchen Grundlage völlig unwirtschaftlich. Die Zahl stammt vermutlich aus einer Veröffentlichung von Tierrechtlern in den USA, die einen Einzelfall (!) eines offensichtlich kriminellen Tierhändlers dokumentiert hatten. Daraus kann aber natürlich nicht geschlossen werden, dass solche Mortalitätsquoten auch nur näherungsweise üblich sind. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema zeigen vielmehr Mortalitätsraten auf dem Transport von unter 5 %, die eher an die natürliche Sterblichkeitsrate heranreichen. Auch die genannte Zahl von 80.000 giftigen Tieren in NRW ist reine Spekulation, da es keinerlei Anhaltspunkte für solche Schätzungen gibt. Die Tiere sind ja weder meldepflichtig noch geschützt, man weiß also schlicht nicht, wieviele Gifttiere dort gehalten werden. Sollte die Zahl zutreffen, wäre das aber ein sehr gutes Argument, die Haltung eben nicht zu verbieten, weil sich sonst die Frage nach der Unterbringung noch dringender stellen würde, als ohnehin schon und die so oder so für das Land oder die Kommunen wohl ziemlich teuer werden dürfte.
Dr. Unna zeigte sich im Gespräch zwar durchaus nicht grundsätzlich negativ gegenüber der Haltung von Terrarientieren eingestellt, fiel aber doch durch einige sehr undifferenzierte, zweifelhafte Aussagen auf. Neben der schon erwähnten falschen Information zur angeblichen Transportmortalität erstaunt hier besonders seine Attacke auf die Amtsveterinäre von Hamm, denen er gleich zweimal die fachliche Kompetenz in Sachen Terrarientiere absprach. Dabei dürfte es nach über zwanzig Jahren „Terraristika“ wenig Veterinäre geben, die sich intensiver mit dieser Problematik beschäftigt haben und die nach allgemeiner Meinung in Fachkreisen durchaus als kompetent in Sachen Terrarientiere zu gelten haben als die Hammer Kollegen. Aber dass sie genau deswegen nichts Grundsätzliches an der Börse auszusetzen haben, passt den Börsengegnern – auch Dr. Unna forderte ein Verbot – natürlich nicht ins Konzept – da wird ihnen halt einfach mal jedes Urteilsvermögen abgesprochen.
Insgesamt bleibt festzuhalten: Eigentlich war die Sendung gar nicht so undifferenziert. Dass hier auch Wildtierhaltungsgegner zu Wort kamen und ihre Meinung sagen konnten, ist ja nicht zu kritisieren, da auch die Gegenseite gehört wurde. Auch bei den Filmbeiträgen war in der Gesamtheit das Bemühen zu spüren, alle Seiten zu berücksichtigen. Und nur zustimmen kann man dem Schlussplädoyer des Moderators, dass jeder gut überlegen sollte, ob er die Verantwortung übernehmen will für gefährliche Tiere – nur zeigt sich genau hier das grundlegende Manko des Beitrags: was sind denn nun „gefährliche Tiere“? Die Mehrzahl der in diesen 60 Minuten gezeigten Tiere jedenfalls sicherlich nicht.
Es wäre wünschenswert, wenn die beteiligten Sender beim nächsten Versuch, sich des Themas anzunehmen, auch eine wirklich kompetente Person aus den Fachverbänden hinzuziehen. Dann wären zumindest die doch recht zahlreichen kleinen Ungereimtheiten und sachlichen Fehler zu verhindern gewesen, die wir hier gar nicht alle aufzählen wollen. So bleibt leider als Resümee, dass diese Sendung eher zur Verunsicherung der Zuschauer beigetragen haben dürfte, die nun erst recht nicht mehr wissen, was ein gefährliches Tier ist und was nicht.
Dabei war es Dr. Unna, der wohl eher versehentlich die beiden wichtigsten Erkenntnisse formulierte: Gefragt nach dem gefährlichsten Tier, mit dem er es in seiner Praxis bislang zu tun hatte, antwortete er spontan mit „ein Rottweiler“, was angesichts des tatsächlichen Gefährdungspotenzials der allermeisten Terrarientiere wohl auch richtig gewesen sein dürfte. Und bei seiner Forderung, gefährliche Tiere für die Haltung zu verbieten, sagte Unna: „Wenn wir über andere Gegenstände sprechen, die potenziell lebensgefährlich sind, wird das jeder sofort verstehen.“ Richtig. Denn der potenziell lebensgefährlichste Gegenstand, mit dem die meisten Menschen am häufigsten zu tun haben, ist das Auto. Wie unsinnig also die Forderung nach einem Verbot ist, wird tatsächlich jeder an diesem Beispiel sofort verstehen.

Geht PeTA zu weit? PeTA geht zu weit!

Momentan hat das Produktmanagement des Nordkurier eine Umfrage laufen, die da lautet:
„Egal, ob sie Drückjagden oder Angelaktionen anprangert oder Zirkus-Tiere verbieten will:
Geht die Tierrechtsorganisation Peta zu weit?“
[Anmerkung der Redaktion: peta will jede Tierhaltung und Tiernutzung abstellen und geht massiv für Positivlisten in der Heimtierhaltung, gegen „Exoten“ und gegen Wildtierimporte vor. Und natürlich gehen sie zu weit!!!]

Stand vom 1.12.16, 16.45 Uhr: 13 151 Teilnehmer, 61% sagen JA, 39% sagen NEIN.

Dazu geben wir hier gerne einen Kommentar von Dr. Stephan Dreyer weiter, den er beim Nordkurier hinterließ:

“ „Meine fachjournalistische Wertung dazu: Es kommt ja zum „zu weit Gehen“ noch hinzu, dass PeTA mit jeder ideologisch verbrämten (Fehl- und Falsch-)Anzeige immer unser aller Steuern verschwendet und missbraucht, da die Staatsanwaltschaften ja zunächst immer mindestens prüfen müssen, also bezahlt von unseren Steuern deren Unsinn bearbeiten müssen, wo sie wahrlich Sinnvolleres zu tun hätten!“ „

ZDF-heute-Nachrichten machen sich zum Sprachrohr für Anti-Zoo-Aktivisten

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Es ist ein merkwürdiger Nachrichtenbeitrag, der in der Sendung „heute in Deutschland“ am 25.10.2016 um 14 Uhr über den Sender ging: „NRW: Zu viele kleine Zoos“ lautete der Titel, wie er dann auch auf heute.de und in der ZDF-Mediathek aufgeführt ist – ohne Fragezeichen, als Feststellung also.
Der Teaser ergänzt: „In Nordrhein-Westfalen gibt es in einem Radius von 50 Kilometern neun Zoos. Und alle schreiben rote Zahlen. Tierschützer fordern; lieber weniger Zoos, dafür mehr Platz für die Tiere.“

Der recht inkonsistent aufgebaute Beitrag beginnt dann so: „Zoos sind immer noch beliebt, doch ob Duisburg, Dortmund oder Münster – in NRW kommt kaum einer ohne Zuschüsse aus“. Man fragt sich, was hier eigentlich der nachrichtliche Anlass für diesen Beitrag sein soll. Nicht nur die Zoos in NRW – praktisch gar kein Zoo in Deutschland kommt ohne öffentliche Zuschüsse aus. Aus gutem Grund übrigens: Zoos haben hoheitliche, im Gesetz festgeschriebene Aufgaben, wie VDZ-Geschäftsführer Volker Homes später im Beitrag kurz sagen darf. Umweltbildung, Artenschutz, nicht zuletzt Freizeitwert – all das sind öffentliche Aufgaben und Ziele, für die der Staat dann eben Geld in die Hand nimmt. Wenn man das kritisiert, könnte man mit derselben Berechtigung auch verlangen, dass Staatliche Theater, Opernhäuser oder Sportvereine ohne öffentliche Gelder auskommen müssten. Abgesehen davon: Da Zoos mit sehr wenigen Ausnahmen der öffentlichen Hand gehören, können sie sich gar nicht unabhängig wirtschaftlich entwickeln, nicht zuletzt, weil ihnen die Eintrittspreise von der jeweiligen Stadt oder Kommune vorgeschrieben werden. Der ganze Anlass des Beitrags ist also komplett an den Haaren herbeigezogen: weder handelt es sich bei der Abhängigkeit von Zuschüssen für die Zoos um ein lokales NRW-Phänomen, noch ist sie ein beklagenswerter Missstand.
Die Anforderungen an Zoos werden immer höher, so der ZDF-Beitrag weiter, sodass die einzelnen Zoos auf das Konzept „weniger Tiere, dafür mehr Platz für sie“ setzen. „Doch auch solche Bilder gibt es noch: Affen oder Bären, intelligenten Säugetieren bekommt die Gefangenschaft nicht gut.“ Da muss man sich gleich doppelt wundern: Zum einen über diese als Tatsachenbehauptung formulierte, eher radikale und abwegige Meinung, denn zahllose Haltungen von Affen, Bären und anderen „intelligenten Säugetieren“ beweisen, dass ihnen das Leben in menschlicher Obhut sehr wohl gut bekommen kann, oft sogar ihre einzige Überlebenschance ist. Die Aussage ist also schlicht sachlich falsch und nichts anderes als Tierrechtler-Propaganda. Zum anderen wird sie, wen wundert’s, mit Bildmaterial von PETA unterstrichen, jener radikalen Tierrechtler-Organisation deren Finanzgebaren von der „Stiftung Warentest“ als intransparent gegeißelt wurde und deren Vorsitzende in den USA die massenhafte Tötung von Hunden veranlasst, weil es der Organisation offenbar zu lästig ist, sie ordentlich zu betreuen. Hinzu kommt, dass solche Bilder – hier sind es nur wenige Sekundenschnipsel, in denen man lediglich einige Affen irgendwo herumliegen sieht, ohne beurteilen zu können, unter welchen Bedingungen sie gehalten werden, und in denen ein Eisbär einmal kurz im Kreis herumläuft – praktisch beliebig manipulativ eingesetzt werden können.

Anschließend darf sich dann Laura Zodrow zu den laut ZDF-Sprecher angeblich „erschütternden Zuständen“, die „immer noch in vielen Zoos“ herrschen, äußern. Laura Zodrow ist die 1. Vorsitzende von „animal public“ sowie Mitbegründerin von ENDCAP (für „End Captivity“, also „Ende der Tierhaltung“). Beides sind weitere radikale Tierrechtler-Splittergruppen, die sich ebenso wie PETA komplett gegen jede Zootierhaltung aussprechen. Aus der Selbstbeschreibung von „animal public“: „Wir wollen erreichen, dass Wildtiere nicht länger unter der Willkür des Menschen leiden müssen und in Freiheit und Würde leben können.“ Das ZDF fragt also erklärte Zoo-Gegner danach, was in den Zoos besser werden müsste. Da könnte man auch den Bock befragen, wie ein Garten auszusehen hat.

Dass der ZDF-Beitrag die Anti-Zoo-Propaganda von „animal public“ eins zu eins übernimmt, wird abschließend im Kommentar des Sprechers deutlich: „Das Dilemma: Wenn Zoos sich finanziell neu aufstellen wollen, brauchen sie Publikumslieblinge wie Großkatzen, Menschenaffen oder Elefanten, die aber kaum artgerecht zu halten sind, und so setzen die Zoos weiter auf kommunale Unterstützung.“ Was das eine mit dem anderen zu tun haben soll, wird hier vollends konfus. Abgesehen davon ist es natürlich ebenfalls eine beliebte Tierrechtler-Lüge, dass Großkatzen, Menschenaffen oder Elefanten kaum artgerecht zu halten seien – die genannten Zoos beweisen ja gerade, dass dies gut möglich ist. Fazit dann: „Auf den Zoo in der Nähe will niemand verzichten, und doch gehen nicht genug Menschen hin, damit der sich selbst finanzieren kann.“
Ganz offensichtlich haben hier Tierrechtler erfolgreich versucht, einen erfundenen Missstand anzuprangern, nämlich dass Zoos öffentliche Gelder bekommen, um auf diese Weise ihre fundamentale Zoo-Kritik in die Öffentlichkeit zu transportieren. Da gleichzeitig behauptet wird, die beliebtesten Tierarten seien kaum oder gar nicht artgerecht zu halten, obwohl nur sie überhaupt halbwegs ausreichend Publikum bringen, bleibt die Schlussfolgerung klar: Zoos schließen! So instrumentalisieren die Anti-Zoo-Aktivisten, eine kleine radikale Minderheit, die mit ihrer Meinung gegen weite Teile der Bevölkerung steht, also einen großen öffentlich-rechtlichen Sender für ihre Zwecke.
Und der Witz bei all dem: dieser Beitrag wurde finanziert aus öffentlichen Geldern.

Wissenschaftliche Schützenhilfe für bedrängte Tierhalter

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(sd) Tierhaltung und Tiernutzung geraten zunehmend in den Fokus von Presse und TV, leider unter vermehrt negativen Aspekten. Die mediale Verunsicherung wird durch Tierrechtler geschürt und durch ehemals seriöse Tierschutzvereinigungen gezielt befeuert: einseitige Recherchen und ideologische Verirrungen sind dabei die noch harmlosen Formen derartiger Pseudo-Journalismen, gezielte Lügen und Falschauslegungen (gewollt oder schlicht nicht gekonnt?) gelangen jedoch als bösartige Tumore medialer Auswüchse an die gutgläubige Öffentlichkeit. Da freut sich das Fachjournalistenherz, wenn zwischen all diesen Widrig- und Widerwärtigkeiten der „Kollegen“ (oder doch eher Schanden der berichtenden Zunft?) gelegentlich einige tierhalterische Positiva aufleuchten. So beispielsweise am 11.10.2016 in der WAZ, online-Ausgabe www.derwesten.de. Dort berichtete Laura Réthy in der Rubrik Wissenschaft „Warum der Mensch sein Haustier liebt – und das gut ist“. Sie sagt sinngemäß: „Die Tiere in deutschen Haushalten bringen positive Effekte für unseren Alltag. Die Liste der Vorteile ist lang.“ Dazu greift sie einige passende aktuell agierende Fachwissenschaftler heraus, die hier zitierend erwähnt werden sollen:

Prof. Winfried SPEITKAMP ist Leiter des Forschungsschwerpunktes Tier – Mensch – Gesellschaft im Fachbereich Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Kassel.
Julia GUTJAHR ist Diplom-Soziologin an der Universität Hamburg und trägt mir ihren Arbeiten zu den Ergebnissen der ersten soziologischen Forschungsgruppe bei, welche sich mit der Beziehung von Mensch und Tier beschäftigt.
Die Verhaltensbiologin und Sonderpädagogin Andrea BEETZ lehrt und forscht an den Universitäten Rostock und Wien zum Verhältnis von Mensch zu Haustier, auch und gerade zu hormonellen Interaktionen der Kommunikation.
In ihren Detailausführungen zu den Forschungen, welche der wissensbasierten Tierhaltung ein wissenschaftlich fundiertes Rückgrat verleihen, greift Réthy schließlich einen fast uralten soziobiologischen Begriff auf, der auch in den Betrachtungen und Herleitungen des DV-TH eine Rolle spielt: „Unumstritten ist: Menschen besitzen eine evolutionär angelegte Affinität zu anderen Lebewesen, die sogenannte Biophilie. Dabei ist die Beziehung zu einem Tier bedingungslos, gesellschaftliche Normen treten in den Hintergrund.“ Diese Erwähnung möchte ich zum Anlass nehmen, noch einige andere Forscher und ihre Grundlagen aufzuzählen, die unserer Tierhalter-Motivation dienlich sind:
Die Sache mit der „Biophilie“ in der Soziobiologie geht auf E.O.WILSON zurück: Biophilia: The human bond with other species (Cambridge, MA, Harvard University Press, 1984). Wilson betrachtete dieses angeborene Hingezogensein zu anderen Lebewesen sehr eingehend und sprach von zwingend benötigten und unabdingbaren Kontakten mit der belebten Natur. Über deren Verwirklichung kommt er schnell zum Sinn des Lebens und unterlässt auch nicht Betrachtungen zur Biodiversität und Bioethik.
Danach haben sich in der deutschen Wissenschafts-Szene vor allem zwei Psychologen innerhalb des Rahmens der Mensch-Tier-Beziehungen bewegt: Prof. Dr. Reinhold BERGLER ist noch heute in der Forschungsgruppe „Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung“ an der Universität Bonn aktiv. Leider verstorben ist Prof. Dr. Erhard OLBRICH, ein ehemaliger Psychologe an der Universität Erlangen-Nürnberg. Von ihm sei eine wichtige Arbeit beispielhaft herausgegriffen, da sie Einblicke in die Entwicklungspsychologie ebenso gewährt, wie sie Detailbeweise über die Persönlichkeits- und Motivationspsychologie bietet und die Biophilie des Menschen mit der „Beziehung als zentrales Lebensthema“ beschreibt: Olbrich, E.: Bausteine einer Theorie der Mensch-Tier-Beziehung. In: Otterstedt & Rosenberger (Herausgeber): Gefährten-Konkurrenten-Verwandte. Die Mensch-Tier-Beziehung im wissenschaftlichen Diskurs. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2009.

All diesen Ansätzen sämtlicher genannter und vieler weiterer Wissenschaftler ist gemeinsam, was die Tierhaltung als Grundrecht ausweist, wie auch der Deutsche Bundestag im Juli 2016 einräumen musste: Wissensbasierte Tierhaltung und Tiernutzung tragen zur Entwicklung, Entfaltung und Bildung der Persönlichkeit bei. Ihre fach- und sachgerechte Praktizierung ist ein immaterielles Kulturgut. Die Tierhaltung, wie sie der DV-TH uneingeschränkt propagiert, vermittelt gesellschaftliche, soziologische und persönliche Werte. Die Ausübung dieses Grundrechts über das Eigentumsrecht an Tieren und die Berufsfreiheit mit Tieren arbeitender Menschen hinaus fördert schließlich über gezielte Informationen auch den Erkenntnisgewinn und sorgt für Wissenszuwachs.

Um uns letztlich Allen angesichts der in Mode geratenen Fehlinterpretationen und Schätzometrien von Medien und unseligen Bünden etwas Mut zu machen, sei BRECHT zitiert: „Es ist nicht das Ziel der Wissenschaften, der unendlichen Weisheit eine Tür zu öffnen, sondern eine Grenze zu setzen dem unendlichen Irrtum“.

Die „Zeit“ wird zum Verlautbarungsorgan von Tierrechts-Extremisten

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Offensichtlich hat die eigentlich als eher ausgewogen geltende bürgerliche „Zeit“ ein erhebliches Problem mit Menschen, die andere Hobbys haben, als Tee-Sorten und Ohrensessel aus aller Herren Länder zu sammeln, mit deren Hilfe sie sich durch telefonbuchdicke Wochenzeitungen arbeiten können. Anders ist die aggressiv-verfälschende Berichterstattung, die sich die Hamburger derzeit rund um die in Johannisburg tagende Konferenz der Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommens leisten, kaum zu erklären. Nachdem sie schon in der Woche zuvor in ihrer Print-Ausgabe mit zahlreichen Falschinformationen und Diffamierungen die Aquaristik angegriffen hat (siehe Stellungnahme des DV-TH zum Artikel „Freiheit für die Fische“), waren in der Online-Ausgabe am 1.10.2016 nun die Terrarianer und Vogelhalter dran. Weiter lesen „Die „Zeit“ wird zum Verlautbarungsorgan von Tierrechts-Extremisten“

AN ALLE TIERHALTER: WEHRT EUCH!

Hallo, bitte als Ausdruck der Solidarität und zum Verwahren gegen aktuelle ZEIT-Beiträge kopieren und senden an: dagny.luedemann@zeit.de

Werte Frau Lüdemann, aus gegebenen Anlässen sehen sich alle vernünftigen und gut informierten Tierhalter und solche, die es werden wollen, nun aber wirklich genötigt, auf Ihren letzten Beitrag dringend zu reagieren:

Analog zu Ihrem Artikel „Vorsicht mit Haustieren aus dem Zooladen“ meinen wir in Form einer fachjournalistischen Wertung: „Vorsicht mit ZEIT-Online und deren Ressorleiterin Dagny Lüdemann“. Denn für jemand, der schon in der Überschrift zu einer despektierlichen Bezeichnung des Zoofachhandels greift und seine eigenen Fachgebiete ausweislich der homepage wpk.org als „Alles von Mikroben bis zu den Sternen“ doch recht großspurig und allumfassend-naturwissenschaftlich darstellt, muss man sich schon fragen: welches journalistische Teufelchen hat Sie denn geritten, dass Sie meinen, zu einer solchen sachlich falschen und fachlich nicht fundierten Überschrifts-Warnung greifen zu müssen? Bei ZEIT-Online wurden in letzter Zeit schon viele Tierhalter-feindliche Pamphlete publiziert, in denen nachweislich Äpfel mit Birnen verglichen wurden (und dabei sollte sich kein seriöser Journalist erwischen lassen) und denen schier unsägliche Mangelrecherchen einseitigen Inhalts zugrunde liegen. So auch bei Ihrer neuen Warnung. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass seriöse Zoofachhändler und ebensolche Züchter (alle in riesiger Überzahl gegenüber „schwarzen Schafen“ dieser Zünfte) seit Jahrzehnten gewohnt sind, im Rahmen legaler Möglichkeiten (siehe Vorgaben von WA, CITES sowie von einzelstaatlichen Regelungen) mit wie auch immer artengeschützten Tieren zu handeln und ihnen als Mittler von Mensch-Tier-Beziehungen eine gute Haltung und Pflege zu verschaffen in der Lage sind. Kein einziger, rechtschaffener Bürger mit Interesse an der durch das Grundgesetz geschützten* wissensbasierten Tierhaltung muss in einem Zoofachgeschäft mit Lebendtierabteilung oder bei Züchtern auch nur den Anflug von Angst haben, dort auf ein geschmuggeltes oder sonstwie illegales Tier zu stoßen. Viel mehr erhält man dort sämtliche erforderlichen Papiere. Und ob Sie es glauben oder nicht, die zuständigen Unteren Naturschutzbehörden vermögen damit auch legal und korrekt umzugehen. Das ist Fakt. Vielleicht sollten Sie sich vor der Publikation künftiger Schmähschriften an Sachverständige wenden, welche im Gegensatz zu Tierrechtsorganisationen über tatsächliche und jahrelange Expertise verfügen. Derzeit erwecken Sie durchaus den Eindruck, verschiedenen Aufrufen zu Verstößen gegen das Grundgesetz (siehe *) huldigen zu wollen bzw. sich im Rahmen von ZEIT-Online daran aktiv zu beteiligen. Es wird dringendst gebeten, dies zu unterlassen.

* : seit Juli 2016 schriftlich vom Deutschen Bundestag: „Verfassungsrechtlich sind die Grundrechte der Tierhaltung sowohl durch das Eigentumsrecht (Artikel 14 Grundgesetz) und die Berufsfreiheit (Artikel 12 Grundgesetz), aber auch durch das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit nach Artikel 2, Absatz 1 Grundgesetz geschützt.“

Stellungnahme zum Artikel „Chinesen lieben Elfenbein, wir quälen Geckos“

 

img_20140709_140118In dem Artikel „Chinesen lieben Elfenbein, wir quälen Geckos“ (Zeit-Online 1.Oktober 2016) geht Dagny Lüdemann auf den Handel mit wildlebenden Tieren – speziell am Beispiel des Himmelblauen Zwergtaggeckos (Lygodactylus williamsi) – ein.

Dabei zeigt schon die Überschrift, welch tendenziöse Richtung der Artikel nimmt, der nur so vor Halbwahrheiten, falschen Verdächtigungen und schlechter Recherchearbeit strotzt. Ganz nebenbei übernimmt die Autorin offensichtlich vollkommen unreflektiert die Argumentation der Tierrechtsorganisation PETA, ohne auch nur den Ansatz einer ausgewogenen Berichterstattung zu versuchen.

Schon der erste Absatz lässt nichts Gutes erahnen, wenn von einem Fake-Regenwald aus Minipflanzen die Rede ist, in die die Taggecko einquartiert werden. Dieser Einstieg zeugt von Stimmungsmache und wenig Ahnung von tatsächlicher wissensbasierter Terrarienkunde. Natürlich ist ein Terrarium kein Regenwald, es kann aber alle Bedürfnisse eines Geckos erfüllen und ist dann kein Fake, sondern ein Lebensraum!
Den Einstieg nutzt Lüdemann, um dann generell gegen die Terraristik zu hetzen, da viele Tiere falsch gehalten würden. Als Quelle wird dabei ausschließlich PETA herangezogen, die Zahlen von rund einer Million Terrarien in deutschen Haushalten angeben. Damit liegen sie fast 42% über den vom Zentralverband des Zoofachhandels (ZZF) e.V. für das Jahr 2015 angegebenen Zahl von 0,7 Mio. Terrarien in deutschen Haushalten, aber eine Million hört sich nun mal spektakulärer an.

Schlicht unwahr wird der Artikel, wenn angegeben wird, dass sich unter den in diesen Terrarien gehaltenen Tieren jede Menge gewilderter und geschmuggelter Tiere befindet. Dies ist schlichtweg eine Unterstellung, da einerseits Arten wie Kornnatter, Bartagamen und Leopardgeckos, also in Deutschland nachgezogene Arten, einen Großteil der in deutschen Haushalten befindlichen Reptilien stellen, andererseits wird durch die Behauptung suggeriert, dass es keine legalen Importe gäbe, was schlichtweg falsch ist.
Natürlich gibt es auch im Terraristikbereich Tierschmuggel, weit mehr als 99% der gehaltenen Arten sind aber legal eingeführte und erworbene Tiere. Terrarianer sind keine Kriminellen, sondern Fachleute in wissensbasierter Tierhaltung.

Dies gilt übrigens auch für den Himmelblauen Zwergtaggecko, der bislang (dies hat sich durch die Unterschutzstellung der aktuellen CITES-Konferenz geändert) vollkommen legal eingeführt wurde. Die Autoren der Studie, die die Schädlichkeit des Handels auf den Wildbestand des Geckos anführen soll, geben übrigens an, dass zwar vermutlich 15% des Bestandes für den weltweiten Handel gefangen wurden, sagen aber auch, dass sich aufgrund der hohen Reproduktionsrate und der steigenden Nachzucht innerhalb der EU eine negative Auswirkung nicht sicher belegen lässt. Insbesondere die Nachzucht der Tiere, die wie Flecks, Weinsheimer und Kollegen in ihrer Studien angeben, sehr gut gelingt, ist aus ihrer Sicht eine sinnvolle Unterstützung, da sie Importe überflüssig macht. Weiter lesen „Stellungnahme zum Artikel „Chinesen lieben Elfenbein, wir quälen Geckos““

Stellungnahme zum Artikel „Freiheit für die Fische“ (Zeit 40/2016)

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In dem Artikel „Freiheit für die Fische“ fordert Bernd Brunner die Abschaffung der Aquarien, da sie nur noch ein kitschiges Relikt vergangener Forschung seien, er bezeichnet die Aquaristik allgemein als Subkultur. Dies ist ein Schlag ins Gesicht aller ernsthaften Aquarianer, der nicht unwidersprochen hingenommen werden kann.

Zahlen des Zentralverbandes des Zoofachhandels (ZZF) e. V. geben an, dass sich 2015 in 4 % der deutschen Haushalte insgesamt 2 Mio. Aquarien befanden, also in insgesamt 1,6 Mio. Haushalten. Da in diesen Haushalten zu 70 % mehr als eine Person lebt, kann die Zahl der Aquarianer mit deutlich über 2 Mio. angegeben werden. Hier von einer Subkultur zu sprechen, ist schlichtweg diffamierend. Wie müsste man dann vor diesem Hintergrund die knapp 640.000 Golfer in Deutschland bezeichnen? Weiter lesen „Stellungnahme zum Artikel „Freiheit für die Fische“ (Zeit 40/2016)“

Wenn Tierschutz zur Tierquälerei und Menschenverachtung wird

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Im August 2016 sprangen vermeintliche Tierschützer während einer Vorstellung im Delphinarium des Duisburger Zoos in das Delphinbecken, um dort gegen Tierquälerei zu protestieren. Zum selben Zeitpunkt tauchte in den sozialen Medien ein Video auf, in dem sich Tierrechtsaktivisten in der Form äußeren, dass Kindern von Zirkusartisten keine Schulbildung bräuchten, weil sie ja eh nur Tierquäler werden würden.

Beide Beispiele zeigen deutlich, wie radikal die Ansichten von Tierschützern und-rechtlern inzwischen geworden sind und wie wenig sie tatsächlich mit dem eigentlichen (oder vermeintlichen) Ziel zu tun haben. So haben sich die Tierschützer in Duisburg mit ihrer Aktion nicht nur selber in Gefahr gebracht, sondern vor allem auch die Gesundheit der Tiere, die sie doch eigentlich schützen wollen, massiv gefährdet. Weiter lesen „Wenn Tierschutz zur Tierquälerei und Menschenverachtung wird“

Stellungnahme zum Beitrag Terraristik in der ARD-Sendung „Report“

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In der Sendung vom 23.08.2016 wurde von „Report Mainz“ über den Handel mit Reptilien berichtet.
Dabei wurden zahlreiche Sachverhalte vermischt und verkürzt dargestellt, sodass ein Zerrbild der Terraristik erzeugt wurde, welches so nicht den Tatsachen entspricht.

So wurde im ersten Teil über den aus Villingen-Schwenningen stammenden Reptilienzüchter- und Händler Stefan Broghammer berichtet. Dabei wurde vor allem auf die Haltung von Reptilien in Plastikboxen eingegangen, ohne jedoch die Hintergründe näher zu erläutern. Zwar durfte Herr Broghammer sich zu Thema Hygiene äußern, dies wurde jedoch nicht näher thematisiert.
Es wurde lediglich auf die sicherlich so unglückliche Aussage, dass die Haltung artgerecht sei abgezielt. Weiter lesen „Stellungnahme zum Beitrag Terraristik in der ARD-Sendung „Report““