Wissenschaftliche Schützenhilfe für bedrängte Tierhalter

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(sd) Tierhaltung und Tiernutzung geraten zunehmend in den Fokus von Presse und TV, leider unter vermehrt negativen Aspekten. Die mediale Verunsicherung wird durch Tierrechtler geschürt und durch ehemals seriöse Tierschutzvereinigungen gezielt befeuert: einseitige Recherchen und ideologische Verirrungen sind dabei die noch harmlosen Formen derartiger Pseudo-Journalismen, gezielte Lügen und Falschauslegungen (gewollt oder schlicht nicht gekonnt?) gelangen jedoch als bösartige Tumore medialer Auswüchse an die gutgläubige Öffentlichkeit. Da freut sich das Fachjournalistenherz, wenn zwischen all diesen Widrig- und Widerwärtigkeiten der „Kollegen“ (oder doch eher Schanden der berichtenden Zunft?) gelegentlich einige tierhalterische Positiva aufleuchten. So beispielsweise am 11.10.2016 in der WAZ, online-Ausgabe www.derwesten.de. Dort berichtete Laura Réthy in der Rubrik Wissenschaft „Warum der Mensch sein Haustier liebt – und das gut ist“. Sie sagt sinngemäß: „Die Tiere in deutschen Haushalten bringen positive Effekte für unseren Alltag. Die Liste der Vorteile ist lang.“ Dazu greift sie einige passende aktuell agierende Fachwissenschaftler heraus, die hier zitierend erwähnt werden sollen:

Prof. Winfried SPEITKAMP ist Leiter des Forschungsschwerpunktes Tier – Mensch – Gesellschaft im Fachbereich Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Kassel.
Julia GUTJAHR ist Diplom-Soziologin an der Universität Hamburg und trägt mir ihren Arbeiten zu den Ergebnissen der ersten soziologischen Forschungsgruppe bei, welche sich mit der Beziehung von Mensch und Tier beschäftigt.
Die Verhaltensbiologin und Sonderpädagogin Andrea BEETZ lehrt und forscht an den Universitäten Rostock und Wien zum Verhältnis von Mensch zu Haustier, auch und gerade zu hormonellen Interaktionen der Kommunikation.
In ihren Detailausführungen zu den Forschungen, welche der wissensbasierten Tierhaltung ein wissenschaftlich fundiertes Rückgrat verleihen, greift Réthy schließlich einen fast uralten soziobiologischen Begriff auf, der auch in den Betrachtungen und Herleitungen des DV-TH eine Rolle spielt: „Unumstritten ist: Menschen besitzen eine evolutionär angelegte Affinität zu anderen Lebewesen, die sogenannte Biophilie. Dabei ist die Beziehung zu einem Tier bedingungslos, gesellschaftliche Normen treten in den Hintergrund.“ Diese Erwähnung möchte ich zum Anlass nehmen, noch einige andere Forscher und ihre Grundlagen aufzuzählen, die unserer Tierhalter-Motivation dienlich sind:
Die Sache mit der „Biophilie“ in der Soziobiologie geht auf E.O.WILSON zurück: Biophilia: The human bond with other species (Cambridge, MA, Harvard University Press, 1984). Wilson betrachtete dieses angeborene Hingezogensein zu anderen Lebewesen sehr eingehend und sprach von zwingend benötigten und unabdingbaren Kontakten mit der belebten Natur. Über deren Verwirklichung kommt er schnell zum Sinn des Lebens und unterlässt auch nicht Betrachtungen zur Biodiversität und Bioethik.
Danach haben sich in der deutschen Wissenschafts-Szene vor allem zwei Psychologen innerhalb des Rahmens der Mensch-Tier-Beziehungen bewegt: Prof. Dr. Reinhold BERGLER ist noch heute in der Forschungsgruppe „Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung“ an der Universität Bonn aktiv. Leider verstorben ist Prof. Dr. Erhard OLBRICH, ein ehemaliger Psychologe an der Universität Erlangen-Nürnberg. Von ihm sei eine wichtige Arbeit beispielhaft herausgegriffen, da sie Einblicke in die Entwicklungspsychologie ebenso gewährt, wie sie Detailbeweise über die Persönlichkeits- und Motivationspsychologie bietet und die Biophilie des Menschen mit der „Beziehung als zentrales Lebensthema“ beschreibt: Olbrich, E.: Bausteine einer Theorie der Mensch-Tier-Beziehung. In: Otterstedt & Rosenberger (Herausgeber): Gefährten-Konkurrenten-Verwandte. Die Mensch-Tier-Beziehung im wissenschaftlichen Diskurs. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2009.

All diesen Ansätzen sämtlicher genannter und vieler weiterer Wissenschaftler ist gemeinsam, was die Tierhaltung als Grundrecht ausweist, wie auch der Deutsche Bundestag im Juli 2016 einräumen musste: Wissensbasierte Tierhaltung und Tiernutzung tragen zur Entwicklung, Entfaltung und Bildung der Persönlichkeit bei. Ihre fach- und sachgerechte Praktizierung ist ein immaterielles Kulturgut. Die Tierhaltung, wie sie der DV-TH uneingeschränkt propagiert, vermittelt gesellschaftliche, soziologische und persönliche Werte. Die Ausübung dieses Grundrechts über das Eigentumsrecht an Tieren und die Berufsfreiheit mit Tieren arbeitender Menschen hinaus fördert schließlich über gezielte Informationen auch den Erkenntnisgewinn und sorgt für Wissenszuwachs.

Um uns letztlich Allen angesichts der in Mode geratenen Fehlinterpretationen und Schätzometrien von Medien und unseligen Bünden etwas Mut zu machen, sei BRECHT zitiert: „Es ist nicht das Ziel der Wissenschaften, der unendlichen Weisheit eine Tür zu öffnen, sondern eine Grenze zu setzen dem unendlichen Irrtum“.