In der Sendung vom 23.08.2016 wurde von „Report Mainz“ über den Handel mit Reptilien berichtet.
Dabei wurden zahlreiche Sachverhalte vermischt und verkürzt dargestellt, sodass ein Zerrbild der Terraristik erzeugt wurde, welches so nicht den Tatsachen entspricht.
So wurde im ersten Teil über den aus Villingen-Schwenningen stammenden Reptilienzüchter- und Händler Stefan Broghammer berichtet. Dabei wurde vor allem auf die Haltung von Reptilien in Plastikboxen eingegangen, ohne jedoch die Hintergründe näher zu erläutern. Zwar durfte Herr Broghammer sich zu Thema Hygiene äußern, dies wurde jedoch nicht näher thematisiert.
Es wurde lediglich auf die sicherlich so unglückliche Aussage, dass die Haltung artgerecht sei abgezielt.
Für den Laien wurde an dieser Stelle nicht darauf hingewiesen, dass es sich hier um eine gewerbliche Haltung mit entsprechend kurzer Verweildauer handelt, bei der natürlich andere Maßstäbe gelten, als für eine Dauerhaltung. Eine solche Dauerhaltung wurde aber suggeriert, indem aus dem Schlupfdatum, welches auf der Box vermerkt war, auf die Dauer der Haltung in der Box geschlossen wurde. Gerade bei einer großen Anzahl an Tieren wie sie nun einmal im Großhandel üblich sind, spielt Hygiene eine wesentliche Rolle, um den Ausbruch von Krankheiten zu vermeiden.
Diese kann bei Haltung in Boxen oder Racks deutlich einfacher gewährleistet werden.
Ob eine dauerhafte Haltung in Racks tiergerecht ist, wird auch innerhalb der Terraristikszene kontrovers diskutiert, wobei es bei einzelnen Arten durchaus gute Gründe für eine solche Haltung gibt, die auch eine verhaltensgerechte Unterbringung ermöglichen. Leider wurde in dem Beitrag durch reißerische Verkürzung eine solche Differenzierung unmöglich und war auch offensichtlich nicht gewollt. Hierbei war dann auch der Beitrag des Frankfurter Zoodirektors nicht hilfreich, der in seinem Statement ja durchaus am Rande bemerkte, dass eine kurzfristige Unterbringung von Schlangen in entsprechende Kunststoffbehältnissen sinnvoll sein kann.
Auf die entsprechenden Gründe wurde aber nicht eingegangen. Fakt ist aber, dass die Haltung von Reptilien bei einer Vielzahl von Terrarianern ohnehin nicht in Racks, sondern in teils aufwendig gestalteten Terrarien stattfindet, bei denen sich die Halter größte Mühe geben, die natürlichen Lebensbedingungen der gepflegten Tiere nachzustellen. Dies ist übrigens dank moderner Technik heute bei Reptilien deutlich leichter als bei den angeblich so pflegeleichten Heimtieren wie Meerschweinchen und Kaninchen.
Im zweiten Teil des Beitrages ging es dann um das Thema Importe, wobei der Übergang so gewählt war, dass es zu einer Vermengung mit der zuvor thematisierten Rackhaltung kam, obwohl ein Großteil der in ersten Teil gezeigten Tiere sicherlich Nachzuchten waren.
Um die Grausamkeit der Importe zu veranschaulichen, wurde mehrfach eine letal verletzte Bartagame präsentiert, ohne zu erwähnen, dass es sich gerade bei solchen Tieren eben nicht um Wildfänge, sondern um Nachzuchten handelt. Auch blieb vollkommen unklar, woher die Bilder stammten und was zu den Verletzungen geführt hat! Auch bei den folgenden Bildern von toten Reptilien blieben Quelle und Todesursache vollkommen unklar. Warum dies so ist, wird deutlich, wenn man den Lieferanten dieser reißerischen Bilder betrachtet.
Die Tierrechtsorganisation PETA war Urheber der Bilder, die ohne weitere Angaben offensichtlich kritiklos in den Beitrag übernommen wurden. Dies ist äußerst fragwürdig, da solche Aufnahmen keinerlei Beweiskraft haben. Bei den gezeigten Tieren kann es sich auch um die Bälge einer wissenschaftlichen Sammlung handeln. Und die gezeigten Klebefallen können auch durchaus aus dem Heimatland der Tiere stammen, da dort oft nicht unbedingt der Tierschutz an oberster Stelle steht.
Das Massenimporte sicherlich in der heutigen Zeit stark hinterfragt werden müssen, ist ein Standpunkt dem sich der DV-TH nicht verschließt. Allerdings muss eine solche Diskussion ausgewogen und fachkundig und nicht durch bewussten Klienteljounalsimus erfolgen. Allein diesem ist auch die Aussage zuzuordnen, dass 70% der Tiere auf dem Transport versterben. Dies ist eine Aussage von PETA, die zu keinem Zeitpunkt belegt werden konnte und die auch bar jeder Realität ist. Auch wurde vergessen, in dem Beitrag zu erwähnen, dass ein Großteil der in Deutschland gehaltenen Reptilien aus Nachzuchten stammen.
Kurzum, der Beitrag war schlecht recherchiert, tendenziös geschnitten und alleine auf reißerische Wirkung ausgelegt. Zudem muss man sich die Frage stellen, wieso eine Organisation wie PETA, die die genauer Herkunft ihres Materials nicht offenlegt und dieses teilweise auch nur durch Hausfriedensbruch erlangt, überhaupt von durch den Gebührenzahler finanzierte derart unkritisch als Quelle herangezogen wird.
Lediglich in einem Punkt stimmt der DV-TH dem Beitrag zu, nämlich bei der Forderung nach Sachkunde bei Händlern und Haltern. Dies fordert der DV-TH seit seiner Gründung, dies ist allerdings dem Medien keinen Bericht wert.