Stellungnahme zum Artikel „Chinesen lieben Elfenbein, wir quälen Geckos“

 

img_20140709_140118In dem Artikel „Chinesen lieben Elfenbein, wir quälen Geckos“ (Zeit-Online 1.Oktober 2016) geht Dagny Lüdemann auf den Handel mit wildlebenden Tieren – speziell am Beispiel des Himmelblauen Zwergtaggeckos (Lygodactylus williamsi) – ein.

Dabei zeigt schon die Überschrift, welch tendenziöse Richtung der Artikel nimmt, der nur so vor Halbwahrheiten, falschen Verdächtigungen und schlechter Recherchearbeit strotzt. Ganz nebenbei übernimmt die Autorin offensichtlich vollkommen unreflektiert die Argumentation der Tierrechtsorganisation PETA, ohne auch nur den Ansatz einer ausgewogenen Berichterstattung zu versuchen.

Schon der erste Absatz lässt nichts Gutes erahnen, wenn von einem Fake-Regenwald aus Minipflanzen die Rede ist, in die die Taggecko einquartiert werden. Dieser Einstieg zeugt von Stimmungsmache und wenig Ahnung von tatsächlicher wissensbasierter Terrarienkunde. Natürlich ist ein Terrarium kein Regenwald, es kann aber alle Bedürfnisse eines Geckos erfüllen und ist dann kein Fake, sondern ein Lebensraum!
Den Einstieg nutzt Lüdemann, um dann generell gegen die Terraristik zu hetzen, da viele Tiere falsch gehalten würden. Als Quelle wird dabei ausschließlich PETA herangezogen, die Zahlen von rund einer Million Terrarien in deutschen Haushalten angeben. Damit liegen sie fast 42% über den vom Zentralverband des Zoofachhandels (ZZF) e.V. für das Jahr 2015 angegebenen Zahl von 0,7 Mio. Terrarien in deutschen Haushalten, aber eine Million hört sich nun mal spektakulärer an.

Schlicht unwahr wird der Artikel, wenn angegeben wird, dass sich unter den in diesen Terrarien gehaltenen Tieren jede Menge gewilderter und geschmuggelter Tiere befindet. Dies ist schlichtweg eine Unterstellung, da einerseits Arten wie Kornnatter, Bartagamen und Leopardgeckos, also in Deutschland nachgezogene Arten, einen Großteil der in deutschen Haushalten befindlichen Reptilien stellen, andererseits wird durch die Behauptung suggeriert, dass es keine legalen Importe gäbe, was schlichtweg falsch ist.
Natürlich gibt es auch im Terraristikbereich Tierschmuggel, weit mehr als 99% der gehaltenen Arten sind aber legal eingeführte und erworbene Tiere. Terrarianer sind keine Kriminellen, sondern Fachleute in wissensbasierter Tierhaltung.

Dies gilt übrigens auch für den Himmelblauen Zwergtaggecko, der bislang (dies hat sich durch die Unterschutzstellung der aktuellen CITES-Konferenz geändert) vollkommen legal eingeführt wurde. Die Autoren der Studie, die die Schädlichkeit des Handels auf den Wildbestand des Geckos anführen soll, geben übrigens an, dass zwar vermutlich 15% des Bestandes für den weltweiten Handel gefangen wurden, sagen aber auch, dass sich aufgrund der hohen Reproduktionsrate und der steigenden Nachzucht innerhalb der EU eine negative Auswirkung nicht sicher belegen lässt. Insbesondere die Nachzucht der Tiere, die wie Flecks, Weinsheimer und Kollegen in ihrer Studien angeben, sehr gut gelingt, ist aus ihrer Sicht eine sinnvolle Unterstützung, da sie Importe überflüssig macht.

Aber auch diese Nachzucht stellt Lüdemann in ihrem Artikel schlecht dar. Zwar berichtet sie über eine Züchterin, der die Nachzucht regelmäßig und geplant gelingt, allerdings stellt sie dabei die Haltung stets unterschwellig als schwierig bis unmöglich dar. Dies gipfelt in der Feststellung, dass man die Geckos im Urlaub nicht einfach alleine lassen könne. Stimmt, bei einem Hund geht das ja! Seltsamerweise gibt Lüdemann dann wenige Sätze später an, dass man die Geckos durchaus für ein paar Tage sich selber überlassen kann. Abgesehen davon, dass kein ernsthafter Terrarianer seine Tiere einfach nur sich selber überlässt – egal für welchen Zeitraum- welches „klassische Haustier“ kann dieses Kriterium denn erfüllen. Hier ist der Punkt doch wohl eher für als gegen den Gecko!

Auch die hohen Kosten der Haltung sind doch kein Argument gegen die Terraristik, denn abgesehen davon, dass die angegebenen Kosten von 1000 Euro wohl deutlich zu hoch gegriffen sind, ist auch die Haltung von Hund, Katze, Maus nicht ohne finanzielle Mittel möglich. Knapp 950 Mio. Euro gaben Tierfreunde laut ZZF 2015 für ihre Pfleglinge aus, hierbei macht die Terraristik nur knapp 1% aus. Alleine für Katzenstreu wurden 269 Mio. Euro ausgegeben, muss also daher von der Haltung von Katzen wegen der hohen Kosten abgeraten werden? Einen ebensolchen Irrweg geht die Autorin, wenn sie darstellt, wie schwierig die Haltung von Terrarientieren ist. Dabei nennt sie selber den technischen Fortschritt mit seinen Möglichkeiten, um daraufhin dann aber wieder von Schwierigkeiten bei Fehlern hinzuweisen. Auch dies ist kein Alleinstellungsmerkmal der Terraristik, sondern gilt nicht nur für die gesamte Heimtierhaltung, nein sogar für unsere gesamte Lebensumwelt. Auch ein Auto, welches mit 100 km/h durch eine 30er-Zone geprügelt wird, kann schwer Unfälle verursachen, aller Technik wie ABS, ASR etc. zum Trotz!

Schlicht eine Frechheit ist die unkritische Übernahme der Sterberate von 70% auf den Importen, die ohne Angabe von Quellen von PETA übernommen wurde. Wie ernst diese Zahlen zu nehmen sind, zeigt sich daran, dass just PETA in einem Fernsehbeitrag bei REPORT MAINZ im September noch von 90% Verlusten sprach. Hier wäre fundierte Recherche sinnvoller als das bloße Nachplappern von Horrorzahlen, zumal das Bundesamt für Naturschutz (BfN) für 2003 für Importe eine Mortalitätsrate bei Reptilien von 3% angibt. Damit lässt sich aber schlecht um Spenden werben!

Richtig krude wird der Artikel dann gegen Ende, als es um die Haltung von Vögeln, speziell Papageienartige geht. Hier werden Pfirsichköpfchen (Agapornis fischeri) und Graupapagei (Psittacus erithacus) als Beispiele für durch Handel und Schmuggel gefährdete Arten genannt. Hierbei wird schlichtweg unterschlagen, dass die EU im Januar 2007 ein generelles Einfuhrverbot für Wildvögel erlassen hat, es somit also seither keine Importe dieser Arten mehr nach Deutschland gab. Außerdem wird verschwiegen, dass alleine innerhalb der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ) e.V. im Jahre 2015 1500 Pfirsichköpfchen und 110 Graupapageien nachgezüchtet wurden, wobei mit 1.294 Züchtern weniger als 10% der Mitglieder ihre Nachzuchten gemeldet haben. Die tatsächliche Zahl der Nachzuchten alleine innerhalb dieses Verbandes dürfte also um den Faktor 10 größer sein, zählt man nicht organisierte Züchter mit hinzu, wird der Bedarf an Heimtieren aus Nachzuchten mehr als gedeckt.
Der Satz: „ Gleichzeitig krabbeln und flattern in deutschen Terrarien und Volieren Tiere herum, deren Herkunft mehr als fraglich ist.“, ist also nicht nur wissentlich falsch, er kriminalisiert Tierhalter in mehr als 3,5 Mio. deutscher Haushalte.
Im Namen dieser Tierhalter wehrt sich der Dachverband der Tierhalter (dv-th) e.v. gegen die auch in den sogenannten seriösen Medien immer stärker um sich greifende Berichterstattung kontra Tierhaltung, die u.a. durch Organisationen wie PETA lanciert und offensichtlich von den Medien kritiklos aufgesaugt wird. Tierhalter sind keine Verbrecher, sie sind teils hoch spezialisierte Fachleute, die nicht nur viel Zeit und Geld in die Pflege ihrer Tiere, sondern auch ihr Wissen und ihre Finanzen in praktizierten Natur- und Artenschutz einbringen. So hat beispielsweise die Loro Parque Foundacion, die letztlich aus der privaten Hobbyzucht eines deutschen Halters entstanden ist mehr als 2,5 Mio. Euro in Projekte zur Arterhaltung investiert. Dies ist Hilfe, die tatsächlich dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Diesen Nachweis der Nützlichkeit haben Organisationen wie PETA bis heute nicht erbracht!

Verfasst von DV-TH e.V.

Der Dachverband der Tierhalter (DVTH e.V.) wurde am 03.10.2012, am „Tag der Deutschen Einheit“, als Gegengewicht zu Tierrechtsorganisationen, die im Moment ein Verbot der „Exotenhaltung“, mittelfristig aber ein totales Verbot der Haustierhaltung fordern, gegründet... [Weiter lesen]
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