Das Schock-Sortiment von Amazon

egg-shellsDas muss aber ein echter Schock gewesen sein für jemanden, den eigentlich nicht viel schrecken dürfte: Ein Leser der Zeitung Bild stieß auf der Suche nach Trockeneis bei Amazon auf Angebote tiefgekühlter Mäuse, Ratten und Küken. Schockschwerenot! Was genau er bei der Suchanfrage eingegeben hatte, um statt Trockeneis Tiefkühlratten angezeigt zu bekommen, ist für uns schwer nachzuvollziehen, liefert die Suchmaschine von Amazon bei der Anfrage „Trockeneis“ doch recht verlässlich: Trockeneis eben. Aber lassen wir das. Jedenfalls machte er eine furchtbare Entdeckung: „Es gab tote Tiere statt Trockeneis.“

Warum der Leser sich ob der Nager und Küken nun so erschreckte, muss ebenfalls ungeklärt bleiben. Jedenfalls informierte er umgehend die Bild-Zeitung, die sich nach dem entsetzlichen Fund des „Ekel-Angebots“ im „Schock-Sortiment“ umgehend mit dem Internet-Kaufhaus in Verbindung setzte. Die Bild berichtet: „Antwort: Die Ekel-Produkte wurden sofort entfernt!“ „Tote Tiere“, einfach so bei Amazon – das geht natürlich nicht.

Bleibt nur zu hoffen, dass die anderen Bild-Leser ihre Suchanfragen bei Amazon etwas zielgenauer eintippen. Nicht, dass sie noch auf weitere Leichen im Amazon-Keller stoßen. Denn eine kleine Recherche des DV-TH ergab Skandalöses: Es gibt noch mehr „tote Tiere statt Trockeneis“ im Sortiment von Amazon! Und sogar nicht nur im Ganzen, sondern teilweise zerstückelt und geschrotet! Nur nervenstarke Zeitgenossen sollten jetzt weiter lesen, denn hier ist sie, unsere kleine Ekel-Auswahl aus dem Schock-Sortiment von Amazon:

– „Besser Premium-Frikadellen, 700 g, 7 Stück“: Offenbar handelt es sich hierbei um „mittelfein gekörnte“ Schweine und Rinder, „zum zuhause genießen“.

– „Original Thüringer Rostbratwurst, 10 Stück, 1000 g“: Hier sind ganz offensichtlich Tiere nicht nur getötet und zerkleinert worden, sondern laut Produktbeschreibung auch noch „gebrüht“. Bestialisch!

– Aber nicht nur das, selbst ganz frische Leichenteile finden sich im Sortiment des Schreckens. Etwa das „Porterhouse Steak vom Simmentaler Rind, 1 Stück, ca. 900 g“. Das Ekel-Produkt lässt sich sogar in der Groß-Ansicht betrachten, stolz gibt der Anbieter, eine „Versandmetzgerei“ an, das Leichenteil sei „vom Rinderrücken groß gesägt“, „in abgehangener Qualität“ und: „Durch den Knochen bleibt das Fleisch schön saftig.“

– Auch ganze tiefgefrorene, eingemachte oder gar getrocknete Tierleichen sind im Angebot: „Riesen-Garnelen 800 g, Abtropfgewicht 640 g“ etwa, da mindert den Schock kaum, dass die Tiere immerhin zuvor noch rasch „entdarmt“ wurden.

– „Weinberg-Schnecken, 200 g, extra groß“, die offenbar zuvor eigens noch aus ihren Häuschen gerissen wurden

– und schließlich findet das Grauen kaum noch ein Ende, wenn man beispielsweise nach Regenbogen-Forellen sucht: Schock-Bilder von ganzen Fischen mit verkrumpelten Augen und leidvoll aufgerissenen Mäulern („Für eine größere Ansicht klicken Sie auf das Bild“) bis hin zu „Sardellen, tiefgefroren, 500 g“, die aussehen, als seien sie direkt aus dem Meer in einen Groß-Froster geraten, ganz zu schweigen von „Königskrabben, 2,5 kg“, die „Beine und Scheren“ sind auch separat erhältlich (für übrigens erstaunliche 259 Euro)

Da bleibt für die Bild und Amazon aber noch ordentlich was zu tun, bis sie das Internet-Versandhaus endlich frei von „toten Tieren“ bekommen. Allein unter dem Stichwort „Fisch & Meersfrüchte“ offeriert Amazon nämlich geschlagene 2.227 Produkte, unter „Fleisch & Wurstwaren“ sind es gar 5.051.PicsArt_10-21-03.22.53

Alternativ wäre es natürlich auch eine Möglichkeit, einmal tief durchzuatmen  und zur Kenntnis zu nehmen, dass Menschen eben gerne Schweine, Rinder, Krebse und Schnecken essen, Schlangen aber Mäuse und Ratten bevorzugen, die von seriösen, ebenfalls gesetzlichen Kontrollen unterliegenden Betrieben zu diesem Zweck angeboten werden.

Die von der Bild-Zeitung ebenfalls als „Schock-Sortiment“ bezeichneten „Eintags-Küken“ hingegeben mögen Menschen auch sehr gerne. Man findet sie bei Amazon beispielsweise unter den Suchbegriffen „Suppenhuhn“ – für 2,59 Euro, ein Preis, der sicherlich dafür garantiert, dass das Tier unter allerbesten und tiergerechten Bedingungen aufgezogen und gehalten wurde. Um diese zu solchen Preisen anbieten zu können, werden männliche Küken bekanntermaßen nicht aufgezogen, sondern direkt nach dem Schlupf geschreddert. Oder eben als Schlangenfutter an Tierhalter verkauft. Was ist denn jetzt eigentlich eher das „Ekel-Produkt“?

Warum nun also Tierhalter, die ihre Lieblinge art- und tiergerecht ernähren wollen, plötzlich schlechter gestellt werden sollen als andere Menschen, die für sich selbst im Grunde das gleiche bestellen, bleibt das Geheimnis von Amazon und der Bild. Einziger Trost: Es ist ohnehin viel sinnvoller, sich sein Futter beim Zoofachhändler um die Ecke zu kaufen und nicht bei einem anonymen Internet-Anbieter. Dort guckt auch niemand erschrocken, wenn Sie ein Päckchen tiefgefrorener Mäuse haben wollen.

Verfasst von DV-TH e.V.

Der Dachverband der Tierhalter (DVTH e.V.) wurde am 03.10.2012, am „Tag der Deutschen Einheit“, als Gegengewicht zu Tierrechtsorganisationen, die im Moment ein Verbot der „Exotenhaltung“, mittelfristig aber ein totales Verbot der Haustierhaltung fordern, gegründet... [Weiter lesen]
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