Warum das Streifenhörnchen in Europa aussterben muss

chipmunk-449155_1280EU-Liste zu invasiven Arten hat kaum absehbare Folgen

In den Medien ist Brüssel derzeit nahezu omnipräsent. Kaum ein Tag, an dem nicht über Treffen der EU-Staaten zum Thema IS oder Flüchtlinge berichtet wird. Aber nicht alle Entscheidungen, die in Brüssel fallen, werden von der Presse und damit von der Öffentlichkeit wahrgenommen, obwohl sie durchaus erhebliche Auswirkungen haben.

Eine dieser Maßnahmen ist die Entscheidung der EU zum Umgang mit invasiven Arten. Hierbei handelt es sich um Tier- und Pflanzenarten, die nicht in der EU heimisch sind, aber durch gewolltes oder ungewolltes Ausbringen angesiedelt werden können.
Natur- und Umweltschützer befürchten durch diese Invasoren erheblichen Schaden für die heimische Flora und Fauna, weshalb die EU beschlossen hat, diese Arten auf ihrem Gebiet auszurotten.
Aus diesem Grund ist nun eine Liste verabschiedet worden, auf der 37 Arten stehen, die ab 2016 in der EU unerwünscht sind und deren Bestände ausgelöscht werden sollen.
Dies scheint auf den ersten Blick eine sinnvolle Maßnahme, um die heimische Artenvielfalt zu schützen, tatsächlich wirft die Entscheidung der EU mehr Fragen auf, als sie Lösungen bietet.
Als Beispiel hierfür sei der Waschbär angeführt. Dieser ursprünglich aus Nordamerika stammende Kleinbär ist längst in Deutschland heimisch und auch nach Expertenmeinung nicht mehr komplett ausrottbar. Eine tatsächliche Schädigung der heimischen Ökosysteme ist umstritten und wird von jüngsten Untersuchungen klar widerlegt.

Die EU verlangt aber jetzt von Haltern der Tiere, dass diese ihre Tiere kastrieren lassen oder in Länder außerhalb der EU verbringen, obwohl es längst eine selbsterhaltende Population gibt, die auch ohne eventuelle Flüchtlinge aus Menschenobhut längst überlebensfähig ist.
Betroffen von dieser Maßnahme sind auch Zoos, was bedeutet, dass in etwa 15 Jahren, also der Lebenserwartung eines Waschbären, keine Waschbären mehr in zoologischen Einrichtungen in der EU zu sehen sein werden, weil ja nachwuchs aufgrund des Zuchtverbots fehlt. Das wird zu der kuriosen Situation führen, dass in Zoos keine, in der Natur aber weiterhin Waschbären zu sehen sein werden.

Besonders hart wird dies Tierschützer treffen, die bisher jedes Jahr unzählige verwaiste Waschbärjunge aufgezogen haben. Dies wird zukünftig nicht mehr erlaubt sein, die Jungtiere müssten euthanasiert werden, so will es die EU. Und dies, obwohl keine dieser Maßnahmen dazu beiträgt, den Waschbär aus Europa zu verdrängen, im Gegenteil, er wird sich auch weiterhin ausbreiten, weil er hier ideale Lebensbedingungen findet.

Die Zoos werden leerer

Deutlich zu spüren bekommen Zoos die neue Marschrichtung der EU. Beliebte Arten, wie beispielsweise der Nasenbär werden zukünftig aus den zoologischen Gärten verschwinden, denn sie stehen ebenso auf der Liste wie Muntjaks (chinesische Zwerghirsche) oder der heilige Ibis.
Alleine der südamerikanische Nasenbär wird derzeit in über 100 deutschen Zoos gehalten, bei den Muntjaks sind etwa 50 deutsche Zoos betroffen,
die Ibise sind alleine in Deutschland in über 30 zoologischen Einrichtungen vertreten.
Mit dem nun beschlossenen Nachzuchtverbot werden diese Arten innerhalb weniger Jahre aus den Zoos dauerhaft verschwinden.

Dies ist auch aus tierschutzrechtlichen Aspekten bedenklich, denn die Aufzucht von Jungtieren zählt für Wildtiere zu den wesentlichen Verhaltensweisen, die ihnen durch eine Kastration genommen werden. Dies ist nur schwer mit dem deutschen Tierschutzgesetzt in Einklang zu bringen, welches ja ausdrücklich fordert, dass sich jedes Tier artgemäß verhalten könne muss.

Auch der Heimtierbereich ist betroffen

aber nicht nur Zoos, auch der einfache Tierhalter wird die Folgen der Verbannung bestimmter Tierarten aus Europa zu spüren bekommen.
So wird das allseits beliebte Streifenhörnchen schon bald nur mehr eine Erinnerung sein, da die EU in ihm eine potentielle Gefahr für Europas Wälder ausgemacht hat. Auch der Halsbandsittich wird aus den Wohnzimmern und Volieren verschwinden, seine Artgenossen werden aber wohl weiterhin in Köln und Umgebung frei umherstreifen.

Zu einer größeren Akzeptanz der Brüsseler Politik wird dies alles sicher nicht führen, zumal einige Arten, deren Nachzucht nun verboten ist, längst in Deutschland verbreitet sind oder deren Überleben in Deutschland aufgrund des Klimas nahezu unmöglich ist.
Auch die genaue Überwachung dürfte kaum durchdacht sein, denn alleine der Halsbandsittich dürfte in mehreren tausend Exemplaren die Volieren und Käfige in deutschen Haushalten bewohnen. Es ist also überhaupt nicht möglich alle betroffenen Tiere zu erfassen, zumal es keinerlei Melderegister für diese Arten gibt, da sie im Artenschutz keine Rolle spielen.

Und so wird es wohl wie mit den unsäglichen Kampfhundeverordnungen laufen. Auch hier ist die Zucht verboten, aber es existieren nach wie vor reichlich Hinterhofzüchter, die den Markt mit Welpen versorgen. Diese werden dann als Mischlinge verkauft und sind somit legalisiert.
Bei den 37 Listenarten wird es sicherlich genauso laufen, mit der Folge, dass erstens der Tierschutz mit Füßen getreten wird und zweitens die Gefahr der Faunenverfälschung keinesfalls gebannt ist. Es ist also wie so oft – Brüssel produziert viel Bürokratie mit wenig Wirkung. Stellt sich die Frage, was Bayerns Altministerpräsident Stoiber dazu sagt, war er doch einmal angetreten, die Bürokratie in der EU abzubauen und die Politik bürgernäher zu gestalten!

Verfasst von DV-TH e.V.

Der Dachverband der Tierhalter (DVTH e.V.) wurde am 03.10.2012, am „Tag der Deutschen Einheit“, als Gegengewicht zu Tierrechtsorganisationen, die im Moment ein Verbot der „Exotenhaltung“, mittelfristig aber ein totales Verbot der Haustierhaltung fordern, gegründet... [Weiter lesen]
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